Kennen Sie das auch? Sie lernen 30 Minuten mit Ihrem Kind das Einmaleins und es macht immer wieder die gleichen Fehler? Oder am Abend hat es beinahe alle Aufgaben wieder vergessen? In den meisten Familien ist das Thema Lernen und Hausaufgaben ein ziemliches Streitthema. Und wirklich viel Zeit bleibt neben Job und Haushalt auch nicht.

Ich möchte Ihnen jetzt eine Lerntechnik vorstellen, mit der Ihr Kind nicht nur leichter, sondern vor allem auch effektiv lernen kann. Und das Beste: 2 bis 3 Mal 5 Minuten pro Tag reichen aus.

Ab der 2. Klasse sollen die Kinder das Einmaleins in unglaublich kurzer Zeit auswendig lernen. Aber wie geht das am besten? Wie kann ich das kleine 1×1 richtig und effektiv lernen? Die Lösung: Speichertraining nach dem IntraActPlus Konzept von Dr. Fritz Jansen und Uta Streit.

Beim Speichertraining gibt es 6 einfache Regeln, die Sie wissen sollten:

  1. Die Lerndauer beträgt 5 Minuten
  2. Es sollen beim Lernen keine Fehler entstehen.
  3. Das Ergebnis muss schnell und sicher genannt werden.
  4. Gelingt Regel 2 und 3 nicht, wird solange wiederholt, bis Regel 2 und 3 erfüllt sind.
  5. Nehmen sie nur 1 bis 3 neue Aufgaben in einem Übungsdurchgang.
  6. Es werden immer die Aufgabe und das Ergebnis laut angesagt.

Was müssen sie vorab tun?

Alle zu übenden Aufgaben werden auf kleine Karteikarten geschrieben. Dabei steht die Aufgabe auf der Vorderseite, die Lösung auf der Rückseite. Dadurch können die Kinder für ihre Prüfung, wenn sie das Prinzip gut verstanden haben, auch allein üben.

Wie genau läuft das Speichertraining ab?

  1. Nehmen Sie sich eine Aufgabe, welche Sie jetzt lernen möchten. Zum Beispiel: 4 x 5 = 20. Suchen Sie sich zusätzlich 5 bis 7 Kärtchen von den Aufgaben aus, welche Sie bereits sicher wissen.
  2. Suchen Sie sich an der Wand einen Punkt zum lernen. Konzentrieren Sie sich darauf und stellen Sie sich die Aufgabe dort bildlich vor: „4 x 5 = 20“. Der Konzentrationspunkt ist am besten eine freie Wandfläche ohne Ablenkungsreize.
  3. Wiederholen Sie die Aufgabe mit dem richtigen Ergebnis solange laut, bis Sie sie sich merken konnten. Lassen Sie sich dabei ausreichend Zeit und arbeiten Sie ruhig und langsam. Eine kurze Pause nach dem Ansagen der Aufgabe hilft dem Gehirn die Antwort gut zu speichern.
    Beispiel: „4 x 5 = 20“, 1 bis 2 Sekunden Pause, „4 x 5 = 20“, 1 bis 2 Sekunden Pause, „4 x 5 = 20“. Schauen Sie dabei immer auf Ihren Konzentrationspunkt.
  4. Damit Ihnen das Lernen Spaß bereitet, lassen sie sich ausreichend Zeit beim Merken und arbeiten sie ruhig. Machen Sie öfters kleine Pausen zum Verarbeiten der Informationen und freuen Sie sich über richtige Ergebnisse.
  5. Nehmen Sie jetzt eine andere, Ihnen bereits bekannte Aufgabe. Sagen Sie die Aufgabe und das Ergebnis laut an. Beispiel: „2 x 5 = 10“, Pause. Schauen Sie auch hierbei immer auf Ihren Konzentrationspunkt.
  6. Wiederholen Sie jetzt die eben neu gelernte Aufgabe: „4 x 5 = 20“, Pause.
    Konnten Sie das Ergebnis richtig ansagen? Freuen Sie sich darüber! Nehmen Sie wieder 1 bis 2 bereits gut eingeübte Aufgaben und wiederholen dann die neue Aufgabe. Beispiel: „3 x 2 = 6“, Pause, „7 x 2 = 14“, Pause, „4 x 5 = 20“, Pause.
    Konnten Sie das Ergebnis nicht sicher ansagen oder haben einen Fehler gemacht? Beginnen sie wieder mit Punkt 3.
  7. Sie können die Aufgabe einfach und sicher aufsagen, auch wenn Sie mehrere andere Rechenaufgaben dazwischen rechnen? Dann können Sie jetzt eine weitere neue Aufgabe lernen. Noch einen wichtigen Tipp: Sie sollten innerhalb eines Speichertrainings nie mehr als 3 neue Aufgaben ergänzen.
  8. Sie werden schnell feststellen, dass Sie für das Einüben der neuen Aufgaben nicht länger als 5 Minuten benötigen.
Schritt für Schritt Anleitung zum effektiven Lernen des Einmaleins

So können wir vermeiden, dass wir Lerninhalte größtenteils wieder vergessen. Langfristiges Lernen nicht nur für die anstehende Leistungskontrolle oder Klausur.

Und wie kann ich mir beim ersten Mal helfen, wenn ich noch keine anderen Aufgaben habe?

Wenn Sie zum erstem Mal für die Prüfung lernen, gibt es noch keine bereits bekannten Rechenaufgaben. Verwenden Sie dann allgemeine Fragen als Ablenkung.

Tipps und Beispiele:

  • Welche Farbe hat dein T-Shirt?
  • Wie viele Finger halte ich hoch?
  • Was gab es heute Mittag zu essen?
  • Was haben wir für ein Auto?
  • und viele weitere Ideen.

Wie behalte ich den Überblick über die Karten?

3er Stapel

Damit Sie über den gesamten zu lernenden Stoff gut den Überblick behalten, ordnen Sie die Karten in 3 Stapel:

  1. Aufgaben, die ich mir noch merken muss.
  2. Kürzlich neu gelernte Aufgaben.
  3. Aufgaben, die ich sicher kann.

Bevor Sie sich für das Speichertraining aus dem 1. Stapel eine neue Karte aussuchen, kontrollieren Sie vorher alle Karten aus dem 2. Stapel. Die entscheidende Frage dabei: Können noch alle sicher genannt werden? Die Aufgabe, welche fehlerhaft beantwortet wurde, ist gleich Ihr erstes „neu“ zu lernendes Kärtchen im folgenden Speichertraining. Wissen Sie die Aufgaben sicher, können sie zum 3. Stapel hinzugefügt werden.

Sortierkasten

Eine alternative Variante, um die ganzen Aufgaben zu ordnen und regelmäßig zu überprüfen, ist folgender Sortierkasten:

  • 1. Schublade: neu eingeübte Aufgaben aus dem Speichertraining
  • 2. bis 6. Schublade: Tagesschublade der Aufgaben aus dem Speichertraining der vorherigen Tage
  • 7. Schublade: Wochenschublade
  • 8. Schublade: Monatsschublade

Wenn ein Kind 2 oder 3 neue Aufgaben sicher im Speichertraining gelernt hat, kommen sie zunächst in Schublade 1. Am nächsten Tag werden alle Aufgaben aus Schublade 1 wiederholt. Kann mein Gehirn sie sicher abrufen, kommen sie in Schublade 2. Die Schublade 1 ist nun wieder frei für neue Aufgaben. Am Folgetag werden die Aufgaben aus jeder Schublade wiederholt und bei richtiger Lösung eine Schublade höher gelegt. Wenn die Aufgabe fehlerhaft ist, verweilt sie in der Schublade.

Bei den Tagesschubladen ist die Wiederholung der Aufgaben täglich. In der Wochenschublade genügt die Wiederholung nach einer Woche. Dabei müssen nicht immer gleich alle Aufgaben überprüft werden. 5 Kärtchen reichen auch völlig aus. In der Monatsschublade genügt die Wiederholung nach einem Monat. Anschließend können die Aufgaben, herausgenommen werden.

Natürlich ist diese Variante mit etwas mehr Fleiß verbunden. Da aber alle Aufgaben mit dem Speichertraining sicher geübt wurden, geht das Wiederholen der Aufgaben meistens sehr zügig. Viele Kinder wiederholen die Aufgaben gern vor dem Frühstück innerhalb von 2 Minuten. Die Freude ist riesengroß, wenn die Kärtchen eine Schublade weiter gesteckt werden dürfen.

Übungsblatt Mathematikaufgaben

Automatisiertes Rechnen als Grundstein für gute Noten. Bild: conejota/Shutterstock.com

Warum kann ich gerade über ein Speichertraining so effektiv lernen?

Ganz einfach.

Unser Gehirn speichert alles, was wir innerhalb des Lernens machen. Üben Sie das komplette Einmaleins, entstehen öfters Fehler. Es werden nicht nur die richtigen Informationen sondern auch die Fehler gespeichert.
Nach 20 Minuten hat unser Kopf etwa 80% des zuvor Gelernten vergessen. Die restlichen 20% gehen ins Langzeitgedächtnis über. Auch wenn die Fehler beim Üben berichtigt werden, so ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ich nach 20 Minuten die Aufgabe vergessen oder falsch gelernt habe. Deshalb kommt es vor, dass Kinder immer den gleichen Fehler machen.

Beim Speichertraining hingegen, werden Fehler vermieden. Zudem wird die gleiche Aufgabe so oft wiederholt, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch nach 20 Minuten fehlerfrei aus dem Langzeitgedächtnis abgerufen werden kann.

Das Speichertraining funktioniert aber nur, wenn das Lernen nicht verweigert wird. Sollten Sie demnach keine Erfolge haben, sollte dringend geschaut werden, ob eine eventuelle Lernstörung vorliegt. Das geschieht am besten in der Ergotherapie bei ausgebildeten Therapeuten nach dem IntraActPlus Konzept.

Was sollte im Bereich Mathematik mindestens alles gespeichert werden?

Sie werden mit Staunen feststellen, dass viele Erwachsene einfache Addition oder Multiplikation nicht sicher automatisiert haben. Selbst Studenten im Studium greifen bei den einfachsten Aufgaben schnell zum Taschenrechner. Das alles kostet aber Zeit und unnötige Mühen.

Deshalb mein Tipp: Speichern Sie mit Ihren Kindern folgende Grundlagen und sie werden noch im Studium davon profitieren.

  1. Zahlenbilder bis 12
  2. Addition und Subtraktion im Zahlenraum bis 10, später bis 20
  3. Das kleine Einmaleins, Multiplikation.

Immer noch unsicher? Dann schauen Sie am besten das Video.

Sie können das Speichertraining auch bei Rechtschreibung oder Vokabeln anwenden. Freuen Sie sich dafür auf einen meiner nächsten Artikel: Rechtschreibung einfach und sicher über das Speichertraining.

Probieren Sie es aus. Sie werden begeistert sein, welche Fortschritte ihr Kind macht und wie viel Freude es ihm bereitet. Und das Beste: die guten Noten werden folgen!

Viel Erfolg beim Lernen!

Beitragsbild von OnlyZoia/Shutterstock.com

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